Mit den Single „We Can Do It Again“ und „Desert Shuffle“ gab das Berliner Art-Rock-Duo Osta Love einen ersten Einblick in ihr neues Album „About Time“. Nachdem sie vor kurzem das Lyric-Video zum Song „Oscillating“ auf ihrem YouTube-Kanal veröffentlichten, gibt es ab heute das ganze 8 Tracks starke Album zu hören. Pünktlich zum Release veröffentlichen die beiden Musiker Tobias Geberth und Leon Ackermann das Musikvideo zum Song „Nights of Aphelion“. Mit uns haben die Berliner im Interview über ihre Musik und ihr bisher ambitioniertestes Album gesprochen.
Seit zehn Jahren seid ihr schon als Osta Love am Start. Wie seid ihr damals zur Musik gekommen?
Osta Love: Wir haben beide als Kinder angefangen unsere Instrumente zu lernen und wie das eben so ist, wollten wir mit sechzehn eine Band gründen, Songs schreiben und Rockstars werden. Wir waren auf der Schule in der selben Klasse und als wir gemerkt haben, dass wir ähnliche Musik mögen, haben wir angefangen in einem staubigen Keller zusammen Krach zu machen – meistens zu zweit, da wir nie Leute gefunden haben, die genau die gleiche Musik machen wollten wie wir. Daran hat sich bis heute eigentlich nicht viel geändert. Nachdem wir vor zehn Jahren von Heidelberg nach Berlin gezogen sind, haben wir uns Osta Love genannt, aber genau genommen ist das immer noch unsere allererste Band.
Mit „About Time“ veröffentlicht ihr bereits euer drittes Album. Was macht die neue LP für euch besonders?
Osta Love: Zum einen, dass wir dieses Mal die Möglichkeit hatten aus unserem “Bedroom-Studio” rauszukommen und das Album zum Großteil in einem professionellen Studio mit analogem Equipment auszunehmen. Außerdem sind wir der Meinung, dass sich nicht nur unser Sound, sondern auch unser Songwriting weiterentwickelt und verbessert hat und wir unsere bisher besten Songs aufgenommen haben.
Wie unterscheidet sich das neue Album von euren bisherigen Releases?
Osta Love: Stilistisch setzt das Album die Entwicklungsrichtung des Vorgängers „The Isle of Dogs“ fort, hinzu kommt die andere Aufnahmetechnik, die zu einem volleren und runderen Gesamtsound beigetragen hat. Es gibt auch mehr eingängige Melodien und Hooks, die Songs sind insgesamt wohl etwas stringenter – oder poppiger, wenn man so will. Uns hat es schon immer gefallen, überraschende und musikalisch unkonventionelle Elemente wie schräge Taktarten oder ungewöhnliche Akkordfolgen in unsere Lieder einzubauen, wodurch sie auch nach mehrmaligem hören interessant bleiben und auf mehreren Ebenen funktionieren. Diesmal haben wir bei den meisten Songs jedoch auf auffällige Brüche und plötzliche Richtungswechsel verzichtet, die Raffinesse liegt also eher im Detail.
Habt ihr einen Song, der euch selbst am besten gefällt oder der euch besonders viel bedeutet?
Tobias: Mir gefällt „Nights of Aphelion“ am besten. Dieser Song hat für mich eine ganz besondere, geheimnisvolle Stimmung und mir fällt kein Song einer anderen Band ein, der ähnlich klingt.
Leon: „Nights of Aphelion“ ist in der Tat der originellste Song des Albums, als Schlagzeuger aber habe ich die größte Freude an „Amethyst Deceiver“, der mir als der im positiven Sinne ’seltsamste‘ Song von About Time erscheint, mit seinen vielen Variationen metrischer 5er-Gruppen und seiner rhapsodischen, überhaupt nicht in typische Songkategorien à la Strophe, Refrain etc. fassbaren Struktur.
„About Time“ ist euer bisher ambitioniertestes Werk. Wie findet ihr die Inspiration für eure Musik?
Osta Love: Andere Kunst kann immer inspirierend sein, z.B. anspruchsvolle Filme oder Literatur, das trifft natürlich vor allem auf die Texte zu. Aber ich denke wir nehmen die meiste Inspiration aus der Musik selbst. Wenn wir ein Riff oder eine Melodie haben, entstehen daraus automatisch neue Ideen oder wir wollen etwas ausprobieren, was wir noch nie gemacht haben.
Wie sieht der Entstehungsprozess eines Songs bei euch aus?
Tobias: Wenn ich eine neue Idee für einen Song habe, arbeite ich meistens alleine daran, bis ich eine grobe Vorstellung wie der Song aussehen soll und am besten ein paar Zeilen Text habe. Ich nehme diese Ideen dann meistens schon sofort auf und probiere verschiedene Sounds aus. Leon überlegt sich dazu einen passenden Groove, bringt seine Ideen ein und äußert Verbesserungsvorschläge. Wir bauen dann weiter auf den Demos auf, neue Overdubs kommen dazu, andere werden verworfen, bis der Song irgendwann fertig ist. Aufnahme, Songwriting und sogar das Mixing findet eigentlich immer gleichzeitig statt und alles beeinflusst sich gegenseitig. Wir schreiben also selten einen Song komplett fertig, gehen ins Studio und nehmen ihn so auf. Das geht natürlich nur, weil wir alles selbst produzieren und mischen und für dieses Album auch das Studio über längere Zeit nutzen konnten, da ich dort als Produzent und Engineer gearbeitet habe.
Habt ihr musikalische Vorbilder, die euch inspirieren?
Osta Love: Vorbilder sind Bands wie z.B. The Beatles, Pink Floyd und Queen, die es geschafft haben Pop-Appeal und musikalische Komplexität miteinander zu verbinden. Wir haben jedoch gerade eine Spotify Playlist erstellt mit Songs, die wir in den letzten zwei Jahren, während das Album entstanden ist gehört haben. In dieser Liste sind unter anderem so unterschiedliche Künstler wie Charles Mingus, Steven Wilson, Sufjan Stevens und Billie Eilish. Wir mögen beide Musik aus allen möglichen Genres von Wiener Moderne bis Blues und versuchen uns auch davon inspirieren zu lassen, um nicht die immer gleichen Pop-Rock-Klischees zu wiederholen.
Pünktlich zum Release habt ihr das Musikvideo zu „Nights of Aphelion“ veröffentlicht. Was steckt hinter der Idee des Videos?
Osta Love: Wie bereits erwähnt, hat der Song eine etwas geheimnisvolle Stimmung und obwohl es nichts mit dem Text zu tun hat, muss ich irgendwie an eine nächtliche Autofahrt in einem David Lynch Film denken. Der Text dreht sich um nostalgische Erinnerungen und Träume, was wir mit Projektionen auf unsere Gesichter umgesetzt haben, die fast die einzige Lichtquelle im Video sind. Wir zitieren in unseren Videos gerne Filme und Serien und diesmal sind neben Lynch auch „2001: Odyssee im Weltraum“ und „Blade Runner“ Inspirationsquelle gewesen.
Nachdem ihr jetzt euer neues Album veröffentlicht habt, was steht bei euch als Nächstes an? Habt ihr schon Pläne für die Zukunft?
Osta Love: Wir tüfteln schon fleißig an neuen Songs und da man auf absehbare Zeit ja sowieso keine Konzerte spielen kann, wollen wir so bald wie möglich eine EP veröffentlichen. Wir können noch nicht viel dazu verraten, aber wir haben ein spannendes Konzept. Stichwort: Aleatorik für das Streamingzeitalter.
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