Felix Wiegand von Pamyra: On-Premise-Lösungen in der Logistik sind nicht mehr zeitgemäß

Das Logistik-Start-up Pamyra ist längst über seinen Marktplatz pamyra.de hinausgewachsen. Seit vergangenem Jahr positioniert sich das 2016 in Leipzig gegründete Unternehmen als IT-Lösungsanbieter und entwickelt u. a. Whitelabel-Lösungen für Online-Tagespreisabfragen auf Speditionswebseiten. Im Interview spricht Gründer und CEO Felix Wiegand über die erfolgreiche Entwicklung von Pamyra, was sich in der Logistikbranche durch die COVID-19-Pandemie verändert hat und zeigt auf, wie er Logistikunternehmen in 60 Sekunden motiviert, sich zu digitalisieren.

Pamyra.de gibt es nun über knapp fünf Jahre am Markt. Ihr seid als Vergleichs- und Buchungsplattform gestartet, nun positioniert sich Pamyra als IT-Lösungsanbieter für mittelständische Speditionen. Was steckt dahinter?

Felix Wiegand: Getreu der Methodik von Chris Dixon “Come for the tool, stay for the network” kombinieren wir unseren Marktplatz pamyra.de mit einem eigenen Werkzeugkasten für den digitalen Vertrieb. Dadurch entstehen Netzwerkeffekte, die für alle Beteiligten einen Mehrwert bringen. Zum Beispiel können Speditionen ihren Kunden über unser Produkt Pamyra Connect ein breites Produktportfolio anbieten indem sie für  Aufträge, die sie selbst nicht produzieren können oder möchten,  Partnern einbinden, die dafür passende Produktionsstrukturen haben. Und das alles komplett digital und ohne händischen Aufwand.

Inwiefern hat die COVID-19-Pandemie Sie betroffen und sind Sie damit umgegangen?

Felix Wiegand: Fakt ist, die Logistik lief weiter. Was in manchen Bereichen durch den Shutdown weggefallen ist, wurde durch andere Segmente kompensiert. So war das auch bei uns. Durch die schlagartige Flucht ins Homeoffice mussten wir schnell Prozesse schaffen, damit uns Kommunikation Spaß macht und der typische Pamyra-Flair nicht verloren gehen. Auch wenn das durch gemeinsamen Frühsport und digitalen Kaffeepausen ganz gut gelungen ist, sind wir wirklich froh, wieder mehr und mehr ins Büro zurückzukehren.

Die COVID-19-Pandemie hat nicht nur kurzfristig Lieferketten zerrissen, sie wird auch langfristige Änderungen für Logistik-Unternehmen bringen. Führt die Pandemie dazu, dass sich die Branche endlich schneller digitalisiert? 

Felix Wiegand: Auf jeden Fall. Wir haben Geschichten von Speditionen gehört, die darüber diskutiert haben, wer von den Kollegen das Faxgerät mit nach Hause nimmt. Die Konferenzräume wurden mit Videotechnik ausgerüstet und ich konnte täglich 2-3 Speditionen digital besuchen und aufzeigen, wie toll unsere Tools auch vom Homeoffice aus gesteuert werden können. Homeoffice-Anteile und damit die Anforderung, auch dezentral Zugriff auf seine Anwendungen zu haben, werden uns sicher auch nach der Pandemie in allen Branchen erhalten bleiben. On-Premise-Lösungen, die auf den Rechnern im Keller der Speditionen oder unter den Schreibtischen der Disponenten betrieben werden, sind einfach nicht mehr zeitgemäß.

Mit Pamyra4You bieten Sie eine Whitelabel-Lösung für Online-Tagespreisabfragen auf Speditionswebseiten an. Wie sind Sie auf die Idee gekommen und worin liegt hier der Vorteil für Speditionen?

Felix Wiegand: Die Idee zu Pamyra4You kam eigentlich direkt von unseren Partnern. Wir wurden in den letzten Jahren so unglaublich oft gefragt, ob wir unsere komplett optimierte Buchungsstrecke nicht für die Webseiten der Speditionen bereitstellen können. Irgendwann sind wir dem Wunsch nachgekommen. Der Vorteil liegt darin, dass jede Spedition mit unserer SaaS-Lösung im Handumdrehen online transaktionsfähig wird. Operative Aufwände sinken, die digitalen Auswirkungen und die Prozesse gleichen der einer Online-Spedition und durch Pamyra Connect können Speditionen ihr Produktportfolio durch automatisierte Einbindung von Subunternehmern erweitern und optimieren.

Was steckt hinter Ihrem zweiten Produkt, dem Geschäftskundenbereich PamyraPro?

Felix Wiegand: Mit Pamyra Pro schaffen wir einen Raum für verladende Unternehmen, die über uns größere Transportvolumen abwickeln möchten. Speditionen werden von uns explizit qualitätsgeprüft und stellen den Kunden noch mal wesentlich günstigere Angebote bereit. Das funktioniert, weil wir für eine höhere Prozessintegration sorgen und auch Themen wie Bonitätsprüfung und Zahlungsausfälle übernehmen.

Elevator Pitch: Wie überzeugen Sie Logistik-Unternehmen in 60 Sekunden sich zu digitalisieren?

Felix Wiegand: Oft brauche ich das gar nicht. Aber wenn, dann so: Die Kundenanforderungen haben sich geändert, der typische analoge Kunde stirbt aus und bei den verladenden Unternehmen sitzen bereits jetzt jüngere Akteure auf den Stühlen. Diese sind dankbar für digital ausgereifte Lösungen und einen einzelnen Button, auf den sie klicken und schon ist die Sendung vom Tisch. Dieser Trend wird von den neuen digitalen Playern aufgegriffen und der Mittelstand gerät in Handlungsdruck. Als verstaubte Hausspedition möchte niemand mehr wahrgenommen werden. Und so rückt das Thema digitaler Kundenservice und die Potenziale, die man damit freiräumen kann, immer mehr auf die Agenda.

Wo geht es in den kommenden zwei Jahren mit Pamyra noch hin?

Felix Wiegand: Unser Team wächst weiter und nach der Rückkehr ins Büro müssen wir erst mal anschließende Räumlichkeiten kapern. Große technische Aufgaben sind aktuell die Internationalisierung, die Erweiterung unseres Tarifkonfigurator sowie die Bereitstellungen von Dashboards und Vertriebsmetriken. Das große Ziel für die kommenden zwei Jahre ist es, die deutschsprachigen Landverkehrspeditionen mit Pamyra und mit State-of-the-Art Kundenservices auszurüsten, damit sie den digitalen Speditionen in nichts mehr nachstehen.

 

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Mareen Eichinger | macheete
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