Smith & Smart im Interview: „In der Urform des HipHop steckt mehr als Styles und Autotune“

Seit fast 20 Jahren bilden DJ Robert Smith und MC Maxwell Smart mit Tuntables und Mic die kleinste Band der Welt. Mit „Der Radlose Hamster“ veröffentlichten sie als Duo Smith & Smart bereits ihr neuntes Album. Im Interview plaudern Maxwell Smart und Robert Smith über ihre Musik und wie sie es geschafft haben, sich im Wandel der Zeit immer treu zu bleiben. Gerne stellen wir euch das Interview lizenzfrei zur Verfügung.

 

Bei euch gibt es seit fast 20 Jahren HipHop mit echter Turntable-Technik von der alten Schule. Wie habt ihr es geschafft, euch im Wandel der Zeit immer treu zu bleiben?

Smith & Smart: Wir wissen, wo wir herkommen, was wir können und was wir noch besser machen können! Wichtig ist auch, dass wir immer wieder Dinge machen wollen, die nicht alle anderen auch machen. Als ich, Maxwell, zum Beispiel in den 90ern angefangen habe zu rappen, hat das, im Gegensatz zu heute, noch fast niemand gemacht und es war noch exotisch. Der Hunger auf das Andersein hält uns auf jeden Fall die Treue bei uns zu bleiben.

Seit kurzem ist euer neues Album der „Radlose Hamster“ auf dem Markt. Was macht euer mittlerweile neuntes Album für euch aus?

Smith & Smart: Wir hoffen eine ganze Menge, auf jeden Fall kein aktueller Standard-Rap, den man schon 1000 mal gehört hat. „Der Radlose Hamster“ ist auch eine kleine Persiflage auf unsere Gesellschaft. Der Mensch, der wie ein Hamster im Rad, in unsere Vorgaben der Gesellschaft verankert ist, bricht aus seinem Rad/Alltag aus, um dann mit der Freiheit völlig überfordert zu sein, weil ihn niemand beigebracht hat, wie man damit umgehen soll.

Maxwell, du schreibst die Texte und Robert, du bist deutscher Meister im Scratchen. Wie sieht so ein Entstehungsprozess bei einem eurer Songs aus?

Smith & Smart: Ich, Maxwell, schreibe nicht nur die Texte, ich mache auch die Musik komplett selbst, wobei sich die Musik, Texte und auch die Scratches, die zum einen aus Sounds, aber auch aus Zitaten bestehen, solange ineinander verweben, bis da ein für uns logischer Klumpen Sound entsteht, den wir dann als Track bezeichnen.

Ihr sagt selbst, dass ihr HipHop für diejenigen macht, die es eigentlich Scheiße finden. Wie kann man das verstehen?

Smith & Smart: Oftmals kommen nach Konzerten Leute zu uns, die entweder früher mal HipHop-Fans waren oder es grundsätzlich total scheiße finden. Das freut uns dann umso mehr, dass sie bei uns ihre Meinung zu dieser Musikrichtung ändern konnten. Das zeigt auch, dass da Menschen über ein Vorurteil hinwegsehen. Es ist immer schön, sowas mitzubekommen, vor allem wenn du das auch noch mit deiner eigenen musikalischen Erfindung erreichst.

Was macht die Musik von Smith & Smart für eure Fans so besonders?

Smith & Smart: Haha, das ist ja so, als ob man einen Fußballspieler fragt, warum er nicht gespielt hat. Da müsste man den Trainer fragen. Aber ich denke die freuen sich, dasss wir so authentisch sind, lebensnah, bescheuert und auch ein bisschen anders sind als das, was sie schon kennen. Das macht uns natürlich auch überaus dankbar.

Was haltet ihr persönlich von der Entwicklung des HipHops in Deutschland in den letzten fünf Jahren?

Smith & Smart: Hip Hop und vor allem Rap ist in der deutschen Gesellschaft mittlerweile ganz woanders angekommen, als noch vor 20 Jahren. Es ist Mainstream, eigentlich fast wie eine Art Schlager für Jugendliche. Das ist mitunter sehr schade, weil in der Urform des HipHop noch weit mehr steckt als Drogen, Party, Styles und Autotune. Nämlich sich in einer unabhängigen, uneingeschränkten und vor allem nicht vorgekauten Form selbstverwirklichen. Und dazu zählt nicht nur die Sprache, also Rap, sondern genauso die Bewegung, also Breakdance, das Malen, also Graffiti und das Auflegen von Musik, also Deejaying!

Gibt es etwas, dass euch besonders stört?

Smith & Smart: Definitiv die AfD.

Mit eurer Hamster Tour seid ihr nicht nur in Deutschland, sondern auch in der Schweiz unterwegs. Seid ihr lieber auf der Bühne unterwegs oder doch eher im Studio?

Smith & Smart: Beides ist spannend. Vielleicht ist live noch mehr unser Zuhause, das Ausliefern, der direkte Kontakt und natürlich auch das Gespräch und die Getränke nach dem Konzert. Aber Studio hat auch was, wenn es einem gelingt, sich so sehr zu fokussieren und alles andere drumherum mal ausschalten zu können. Das ist bei den ganzen Medien tatsächlich dann gar nicht mehr so einfach, aber immens wichtig.

Was können wir in Zukunft musikalisch von euch noch erwarten?

Smith & Smart: Haha, ich hoffe noch ganz viel Unerwartetes und eine Menge Abenteuer. Der Traum von „Smith & Smart – Der Film – Erfolglos aber Glücklich“ zum Beispiel lebt nach wie vor. Oder vielleicht kommt auch irgendwann einmal der Ratgeber „Durch die Welt des Musikers“ in Buchform raus. Jedenfalls wahrscheinlicher als das eigene Parfüm.

 

Für weitere Informationen:
Luisa Ney | macheete
E-Mail: presse@macheete.com