Smart City Berlin: Wie Behördenwahnsinn innovative Projekte der Hauptstadt stoppt

Als Innovations- und Wirtschaftsstandort möchte Berlin eine Vorreiterrolle einnehmen, doch nicht immer stoßen smarte Ideen bei den zuständigen Behörden auf Zuspruch. Wie schwer es sein kann, innovative Vorhaben in der selbsternannten „Smart City Berlin“ umzusetzen, zeigt sich am Beispiel des QR Cobble am Potsdamer Platz. Seit dem Antrag für die Verlegung des digitalen Pflastersteins sind bis heute über zwei Jahre ins Land gegangen.

Die Idee zu dem digitalen Pflasterstein (75 x 75 cm), der es Touristen und Besuchern ermöglicht, auf eine interaktive Zeitreise in der Hauptstadt zu gehen, kam Initiator und Geschäftsführer der DGMK GmbH, Daniel-Jan Girl, im Zuge der Realisierung des weltweit ersten interaktiven Konzerts per Smartphone im Holocaust Denkmal. Daraus hervorgegangen ist 2014 der QR Cobble, der das Konzert per QR-Code im Boden über eine kostenlose Smartphone-Applikation schnell und einfach zugänglich macht.

Seit letztem Jahr knüpft nach zähen Verhandlungen mit den Berliner Behörden ein weiterer verlegter QR Cobble am Potsdamer Platz an den Erfolg des digitalen Pflastersteins an. Dieser liegt nun übergangsweise auf privatem Grundstück, da von den Behörden bis heute keine Genehmigung erfolgte. Verlegt wurde dieser anlässlich des 25. Jahrestages des Mauerfalls direkt vor dem Tower der Deutschen Bahn. Kostenlos können per Smartphone oder Tablet vier einzigartige Panorama-Bilder des niederländischen Fotografen Jacques Obers aus den vergangenen Jahrzehnten erlebt werden, die sich je nach Blickwinkel des Nutzers mitdrehen und verändern. Die starke Nutzung des Angebotes zeigt, wie einfach Smart City Lösungen funktionieren können und müssen.

Doch warum werden solch fortschrittlichen Projekten sprichwörtlich jahrelang Steine in den Weg gelegt? Zweifel der Behörden an der Rutschfestigkeit des Steins, nachteilige Auswirkungen auf das Gesamtbild vor Ort oder die Verkehrssicherheit waren nur einige der Gründe, die gegen eine Verlegung des Steines in Berlin Mitte sprachen. Und obwohl aufgeführte Befürchtungen und Ablehnungsgründe fachlich korrekt widerlegt werden konnten, stellte man sich quer. „Smart City bedeutet Gesellschafts- und Stadtveränderung zu gestalten, es bedeutet laufende Veränderungen zu organisieren. In Berlins Verwaltung aber herrscht eine »Das haben wir noch nie gemacht« Mentalität. So kommen wir nicht voran“, erklärt Initiator Daniel-Jan Girl.

Denn obgleich eines Beschlusses der Bezirksverordnetenversammlung Mitte von Berlin (BVV Mitte), in dem sich alle Fraktionen für die Umsetzung des Projektes aussprachen, wurde der Antrag vom Tiefbauamt Mitte abgelehnt. Auch nachweisbare Erfüllung der behördlichen Auflagen sowie der Finanzierung und Gewährleistungsübernahme des Projekts, konnte die zuständige Behörde nicht umstimmen.

Letztlich gelang es dem Initiator Daniel-Jan Girl und etlichen Beteiligten aus Politik und Wirtschaft mit vielen Mühen, Geduld und ehrenamtlichem Einsatz, die Umsetzung des Projektes zu realisieren. Ein hart erkämpfter Erfolg, der aufzeigt, dass es in der Vorzeigemetropole Berlin nicht immer einfach ist, kreative Ideen und Lösungen, die zeitgemäß, marktfähig und auch exportfähig sind, umzusetzen. In anderen Kommunen Deutschlands denkt man hier schon weiter. Und so können sich Anwohner und Besucher von Städten wie Frankfurt, Bonn oder Würzburg bereits länger über touristische Routen via QR-Codes im Straßenpflaster erfreuen.

Am Ende bleibt die Frage, die Daniel-Jan Girl über die letzten Jahre immer wieder begleitet: „Wie wollen wir Berlin gestalten, wenn trotz politischer Zustimmung und Beschlüssen, trotz jahrelangem Einsatz der Berliner Wirtschaft, trotz nachweisbarer Erfüllung von behördlichen Auflagen, trotz Finanzierung und Gewährleistungsübernahme Projekte bereits in dieser kleinstmöglichen Dimension scheitern und anderswo scheinbar einfach eine Umsetzung finden?“

Im vergangenen Monat wurde der QR Cobble von einer ausgewählten Jury des Wettbewerbs Start Tourism UP! ins Finale der innovativsten und smartesten Ideen im „Tourismusbereich aus und für Berlin“ gewählt. Hierbei wurden Lösungen ausgezeichnet, die das Potential haben, Arbeitsplätze zu schaffen. Dass es der digitale Pflasterstein am Potsdamer Platz soweit geschafft hat, ist dem Einsatz vieler Beteiligten und der Nutzung des privaten Grundstücks des Sony Centers zu verdanken.

Aktuell ist die Verlegung von zehn QR Cobble im Umfeld des zukünftigen Schlosses in Berlin-Mitte geplant, um Spenden durch die Öffentlichkeit für die Schlossfassade zu sammeln. Besucher, Berliner und Touristen hätten damit die Möglichkeit mit dem Handy per SMS die Finanzierung zu unterstützen. Der Antrag wurde bereits vor einem halben Jahr bei den zuständigen Ämtern gestellt, bisher ergebnislos.

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