15 Jahre macheete. 15 Fragen an die Frau dahinter.

Vom Wohnzimmer-Start-up zur kreativen Konstante: macheete feiert im Juni 15 Jahre. Keine klassische Agenturgründung, kein Businessplan aus dem Lehrbuch – sondern eine Reise voller Bauchgefühl, Haltung und echter Hands-on-Momente. Zum Jubiläum haben wir Mareen Eichinger, unsere Gründerin und Powerfrau, mit 15 Fragen überrascht. Ja, 15 Jahre und 15 Fragen. Kreativ sein können wir 🙂

Im Interview geht’s um Mut, Mindset, Macherinnenpower – und um die unbequemen Wahrheiten hinter dem Unternehmerinnenleben. Zum Beispiel, warum gute Arbeit allein nicht reicht – und warum man manchmal laut sein muss, damit’s überhaupt jemand merkt.

1. Was war der mutigste Moment deiner 15-jährigen Reise – und was hast du dabei über dich selbst gelernt?

Mareen: Der mutigste Schritt war 2010 – mitten in der Wirtschaftskrise. Ich habe mich ohne einen Cent auf dem Konto und ohne Plan selbstständig gemacht. Das würde ich mich heute mit 41 vielleicht nicht mehr trauen, aber damals war da nur der Gedanke: Was hab ich zu verlieren?

2. Wenn du macheete als Person beschreiben müsstest – wie wäre sie?

Mareen: Unabhängig, mutig und stolz – macheete wäre eine Frau, die barfuß durchs Leben geht, weil sie weiß, wo sie steht. Nach außen cool wie ein Eisberg, aber drunter brodelt’s: Kreativität, Haltung, Substanz. Kein Smalltalk, kein Schnickschnack.

3. macheete war nie nur eine reine PR-Agentur. Was war von Anfang an anders bei dir – Haltung, Handschrift oder einfach Mut zur Lücke?

Mareen: Mut zur Lücke passt. Aber ehrlich? Vielleicht war’s auch ein bisschen Egoismus. Ich liebe Abwechslung – gerade beruflich. Themen, Projekte, Herausforderungen: Ich brauche Vielfalt. Das hat macheete von Anfang an geprägt.

4. Gab es einen Moment, in dem du dachtest: „Jetzt ist alles vorbei“ und wie bist du da wieder rausgekommen?

Mareen: Einen klaren „Alles ist vorbei“-Moment gab es nie. Aber viele Phasen, in denen ich an mir oder den Umständen gezweifelt habe – etwa wenn Aufträge ausblieben, Kunden absprangen oder ich das Gefühl hatte, auf der Stelle zu treten. Trotzdem habe ich immer an die Idee geglaubt: eine Agentur zu führen, die anders tickt – nahbar, ehrlich, kreativ, ohne Bullshit. Aufgeben war und ist für mich keine Option. Dafür ist das, wofür ich losgegangen bin, zu wichtig.

5. Was war der größte Irrtum, den du über Unternehmertum hattest und was hat dich eines Besseren belehrt?

Mareen: Dass gute Arbeit automatisch zu neuen Aufträgen führt. Ich dachte lange: Wenn ich abliefere, kommen die Kunden von allein. Falsch gedacht. Sichtbarkeit, Selbstvermarktung und Netzwerken sind genauso wichtig wie Leistung. Erfolg muss man laut machen.

6. Was ist deine persönliche „Superpower“ – die Fähigkeit, die dich durch alle Höhen und Tiefen getragen hat?

Mareen: Mein Durchhaltevermögen. Ich mache weiter, wenn andere hinschmeißen – nicht weil’s leicht ist, sondern weil ich weiß: Gerade wenn’s hart wird, passiert oft das Entscheidende. Ich halte aus, beiße mich durch – und stehe am Ende wieder auf. Immer.

7. Wenn du deinem 26-jährigen Ich heute einen Satz ins Ohr flüstern könntest – welcher wäre das?

Mareen: Bleib wie du bist. Alles steckt in dir. Du musst nicht immer laut sein, um gehört zu werden, aber manchmal hilft es. Vertrau auf dein eigenes Tempo, dein Gefühl und deine eigene Art, die Welt zu verändern. Schau nicht zu viel nach links und nach rechts. Bleib in deiner Mitte. Bleib bei dir. Und setzte auch mal Grenzen.

8. Gibt es ein Ritual, das dich immer wieder zentriert, egal wie turbulent es wird?

Mareen: Meine Kinder zentrieren mich jeden Tag aufs Neue. Ganz egal, wie wild es im Job zugeht. Ich mach mich nicht mehr verrückt. Projekte, Kund:innen, Geld – das kommt und geht. Was bleibt, ist Familie. Das ist mein sicherer Anker.

9. Was unterschätzen die Leute an dir – bis sie dich arbeiten sehen?

Mareen: Ich glaube, meine Freunde wären manchmal überrascht, wie ich beruflich auftrete. Nach außen wirke ich oft wie die Lustige, die auch mal einen doofen Spruch bringt und sich trotz Apple Maps verläuft. Aber im Job bin ich das komplette Gegenteil: strukturiert, lösungsorientiert, super zuverlässig. Ich höre erstmal genau hin, sortiere schnell und bin jederzeit ansprechbar – mit einem Plan in der Tasche, auch wenn’s brennt. Hinter dem Lachen steckt ziemlich viel Klarheit.

10. Was war der schönste Moment mit deinem Team, der dir zeigt, warum du das alles machst?

Mareen: Es ist nicht der eine große Moment, es sind die vielen kleinen. Wenn ich sehe, wie mein Team lacht, zusammenarbeitet, kreativ wird, sich auch mal privat trifft – dann lehne ich mich kurz zurück und denke: Genau das war der Plan. Menschen zusammenbringen, Vertrauen schaffen. Ich glaube, dafür hab ich ein ganz gutes Händchen.

11. Welches Projekt hat dich emotional am meisten berührt und warum?

Mareen: Das war kein macheete-Projekt, sondern etwas, das darüber hinausgeht, abder durch die Agentur erst möglich wurde. Ich war in den letzten Jahren immer wieder an Schulen oder Unis, habe Vorträge gehalten, meinen Weg erzählt – einen Weg, der nicht gerade, nicht klassisch war. Ich wollte zeigen, dass man nicht nach Plan „funktionieren“ muss, um erfolgreich zu sein. Dass Umwege auch Wege sind.

Dieses Jahr habe ich etwas Neues gewagt: Drei Workshops an einer Berliner Grundschule – speziell für Mädchen zwischen 11 und 13 Jahren. Thema: „Werde Unternehmerin.“ Und was soll ich sagen? Nach zwei Stunden hatte jede von ihnen eine eigene Business-Idee. Sie haben Produkte und Dienstleistungen entwickelt, Preise kalkuliert, sich Werbemaßnahmen überlegt – mit einer Leichtigkeit, die mich komplett umgehauen hat.

Und dann kam dieser Moment: Ihre Augen haben geleuchtet. Sie haben in sich etwas erkannt – Mut, Selbstvertrauen, Gestaltungskraft. Dieses „Ich kann das. Ich darf das. Ich hab das Zeug dazu.“ Genau das hat mich tief berührt. Weil ich glaube, dass genau dort alles anfängt.

12. Was würdest du nie wieder tun – egal, wie gut bezahlt es ist?

Mareen: Für Kund:innen arbeiten, bei denen sich schon im ersten Gespräch alles falsch anfühlt. Das ist ein Luxus, den ich mir heute leisten kann und will, auch wenn ich weiß, dass das nicht selbstverständlich ist. Aber ich habe zu oft erlebt, dass unsere Arbeit nicht ernst genommen, sondern als beliebig oder ersetzbar gesehen wird. macheete ist keine ausführende Hand, wir sind Partner auf Augenhöhe. Wer das nicht erkennt, ist einfach nicht der richtige Match.

13. Was hast du durch das Muttersein über Leadership gelernt und umgekehrt?

Mareen: Muttersein hat mich gelehrt, dass echtes Leadership nichts mit Kontrolle, sondern mit Vertrauen zu tun hat. Geduld, klare Grenzen, Raum zum Wachsen – das gilt zu Hause genauso wie im Team. Und als Unternehmerin hab ich gelernt: Präsenz schlägt Perfektion. In beiden Welten.

14. Was können Männer von dir als Unternehmerin lernen, wenn sie zuhören würden?

Mareen: Dass Stärke leise sein kann. Dass man führen kann, ohne zu dominieren. Dass Empathie kein Nice-to-have, sondern ein echtes Business-Tool ist. Und dass man mit Klarheit und Haltung oft weiterkommt als mit Lautstärke und Ellenbogen. Wer das versteht, spielt ein anderes Spiel – eins, bei dem alle gewinnen können.

15. Was bleibt nach 15 Jahren? Und was kommt als Nächstes – eine neue Agentur, ein Buch, ein Sabbatical oder einfach weiter rocken?

Mareen: Was bleibt, ist das Vertrauen in mich selbst. In meine Intuition, in meine Fähigkeit, Dinge zu bewegen – auch ohne Masterplan. Was kommt? Vielleicht ein Buch, vielleicht ein Sabbatical, vielleicht eine ganz neue Idee, von der ich heute noch nichts weiß. Ich war nie jemand, der in Jahrzehnten denkt. Ich bin jemand, der spürt, wann sich was verändern darf und dann auch losgeht. macheete ist gewachsen, weil ich gewachsen bin. Und solange ich mich weiterentwickle, wird auch diese Agentur lebendig bleiben.  Was genau kommt, weiß ich nicht. Aber dass ich weiter erschaffe, gestalte und Dinge möglich mache – das ist sicher.

Bonus: Wenn macheete ein Soundtrack wäre – welche drei Songs wären darauf?

Players“ – Coi Leray, weil macheete nie nach Regeln gespielt hat – sondern eigene geschrieben hat.

Unstoppable“ – Sia, weil wir oft genau dann geliefert haben, wenn andere gezweifelt haben.

Special“ – Lizzo, weil wir nie glatt, aber immer besonders waren – und genau das unsere Stärke ist.